Eine ganze Reihe an Beschwerden der Hüfte können heutzutage im Rahmen einer Gelenkspiegelung behandelt werden. Mittels Hautinzisionen (sog. Portale) werden die Zugänge zum Gelenk für die Kamera und die Arbeitsinstrumente angelegt. Sind konservative Therapien nicht (mehr) effektiv oder handelt es sich um ein mechanisches Problem, das mit den Mitteln der konservativen Orthopädie nicht beseitigt werden kann, ist dies die minimalinvasivste operative Option.
Typische Erkrankungen,
die mittels Hüftarthroskopie behandelt werden können sind:
- Freie Gelenkkörper
- Chondromatose
- Femoroacetabuläres Impingement
- Knorpelschäden
- Schäden der Gelenklippe (Labrum)
- Fehlverheilter Knochen (Kallus)
- Psoastendinitis oder Psoasimpingement bei Hüft-TEP
- Probenentnahmen (Biopsie)
1. Freie Gelenkkörper
Je nach Größe und Lage der freien Gelenkkörper können diese sehr verschiedene Beschwerden verursachen, meist Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Eine 3-dimensionale Einschätzung und Beurteilung ist in der Kernspintomographie möglich.
Im Rahmen einer Arthroskopie lassen sich diese freien Gelenkkörper unter Sicht mittels feiner Zangen entfernen.
2. Chondromatose
Bei der sogenannten Chondromatose bilden sich eine Vielzahl knorpeliger Gelenkkörper. Diese sind häufig mobil und verursachen deshalb sehr wechselhafte Beschwerden, in der Regel allerdings Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und teilweise ein Blockadegefühl im Gelenk.
Diese Gelenkkörper können ebenfalls im Rahmen einer Spiegelung entfernt werden.
3. Femoroacetabuläres Impingement
Mit dem femoroacetabulären Impingement ist ein mechanischer Konflikt zwischen dem Schenkelhals und dem Pfannenrand gemeint, der häufig durch einen knöchernen Überstand (Bump) am Schenkelhals verursacht ist. Patienten mit dieser Konstellation beklagen häufig Beschwerden bei tiefer Beugung der Hüfte (tiefes Sitzen, längere Autofahrten u.ä.).
Ein Maß für das Ausmaß des knöchernen Überstandes ist der Alpha-Winkel.
Man geht zudem heute davon aus, dass das femoroacetabuläre Impingement eine Ursache für die vorzeitige Entwicklung einer Hüftarthrose darstellt (präarthrotische Deformität).
Mittels einer Gelenkspiegelung lässt sich der Schenkelhals wieder in Richtung der normalen Anatomie modellieren (retaillieren) und die Beschwerden dadurch beseitigen oder zumindest reduzieren, evtl. auch das Entstehen einer Arthrose verzögern.
Vorher links und Nachher rechts
Nicht selten leiden Patienten nach einer kindlichen Erkrankung, bei der der Hüftkopf in der Wachstumsfuge „verrutscht“ (Epiphyseolysis capitis femoris) an einem Impingement aufgrund fehlender Taillierung des Schenkelhalses. Auch in diesen Fällen lässt sich häufig eine Beschwerdelinderung erreichen.
Vorher links und Nachher rechts
4. Knorpelschäden
Bei lokalen Knorpelschäden kann durch ein Eröffnen der knöchernen Unterlage (Mikrofrakturierung) eine sekundäre Knorpelregeneration erreicht werden.
Durch die Mikrofrakturierung wird die Bildung eines Blutpfropfes (bloodclot) ausgelöst, der Stammzellen enthält und sich im weiteren Verlauf in Knorpel umwandeln kann.
5. Schäden der Gelenklippe (Labrum)
Durch ein Impingement aber auch durch akute Traumata oder in der Folge degenerativer Veränderungen kann es zu Schäden und Reizzuständen an der Gelenklippe (Labrum) der Hüfte kommen.
Das Labrum dichtet die Hüfte ab und hat u.a. eine wichtige Funktion in der Schmierung des Gelenkes.
Normalzustand
Bei Auffaserungen der Oberfläche oder Reizzuständen kann eine Glättung oder elektrothermische Denervierung durchgeführt werden.
Bei Läsionen und Ablösungen des Labrums kann dieses refixiert werden. Hierzu werden sogenannte Fadenanker verwendet.
6. Fehlverheilter Knochen (Kallus)
Ein Sonderfall ist ein knöcherner Überstand (Kallus) nach Verletzung der Hüfte im Rahmen eines Autounfalls.
Durch das Abtragen des Knochens konnten die Beschwerden des Patienten deutlich reduziert und die Beweglichkeit des Hüftgelenkes verbessert werden.
Nachher
7. Psoastendinitis oder Psoasimpingement bei Hüft-TEP
Gelegentlich kommt es bei Patienten mit einem künstlichen Hüftgelenk zu Beschwerden, die durch eine Reizung der Iliopsoassehne hervorgerufen werden. Diese Sehne ist an der Beugung des Hüftgelenkes beteiligt und läuft vorne über die Hüfte.
Patienten mit diesem Problem haben häufig Beschwerden beim Anheben des Beins, Aufstehen vom Sitzen ö.ä. Bewegungen.
In der Kernspintomographie kann man regelmäßig einen Flüssigkeitssaum um die Sehne erkennen.
Im Rahmen einer Spiegelung lässt sich die Spannung der Sehne durch ein sogenanntes Release reduzieren und damit die Beschwerden lindern.
Manchmal wird die Reizung auch durch einen knöchernen Überstand im Bereich der Hüftpfanne hervorgerufen.
In solchen Fällen kann ein Abfräsen des überstehenden Knochens durchgeführt werden.
8. Probenentnahmen (Biopsie)
Schließlich können bei entsprechenden Fragestellungen Proben aus diversen Gelenkbereichen entnommen werden.
Dies kann bei übermäßiger Schwellung der Gelenkschleimhaut, Neubildungen (Ganglienzysten) oder auch zum Ausschluss eines Protheseninfektes indiziert sein.

